Wenn man ins Bogenschießen einsteigen will, kommt gleich zu Beginn die Frage auf, woher ich eine Ausrüstung bekommen kann, wie teuer sowas ist und wie sie aussehen sollte.
Eine vollständige Anfängerausrüstung besteht mindestens aus:
- Bogen
- Sehne
- Spannschnur
- 8 Pfeile
- Köcher
- Fingertab (oder Schießhandschuh)
- Armschutz
Optional können noch folgende Dinge dazu kommen: - Tasche oder Koffer für all den Kram
- Pfeilzieher
- Bogenständer
- ggf. Zielauflagen, damit man etwas hat, auf was man schießen kann.
Zunächst mal, sollte man am Anfang möglichst einen Bogen leihen und nicht kaufen. Bogenfachgeschäfte bieten solche Leihbögen an. Das hat gleich mehrere Vorteile:
- Während der Dauer der Miete kann man kostenlos die Zugstärke seinen schnell wachsenden Fähigkeiten anpassen. Dh. man kann nach einiger Zeit zu stärkeren Wurfarmen wechseln. Auch mehrmals.
- Die Leihgebühren werden bei einem späteren Kauf eines eigenen Bogens angerechnet. Man hat also keinen finanziellen Nachteil, kauft aber erst einen Bogen, wenn Kraft und Technik entsprechend weit entwickelt ist, dass man den Bogen auch dauerhaft nutzen kann.
Köcher, Pfeile, Armschutz und Tab müssen zwar gleich zu Beginn gekauft werden. Dafür werden die Pfeile aber vom Händler angepasst, damit sie zum Bogen und zum Schützen passen.
Die Kosten für eine einfache Anfängerausrüstung (ohne Bogen) beginnen etwa bei 100 Euro.
Das Problem der Abstimmung von Schützen, Pfeil und Bogen
An dieser Stelle gibt es ein kleines Problem:
Sobald man die Wurfarme des Bogens wechselt, bräuchte man normalerweise auch andere Pfeile, da die Kombination Schütze, Bogen, Pfeile dann eine andere ist. Auch der Schütze verändert sich im Laufe der Mietdauer, je mehr Routine er beim Schießen bekommt. Gerade am Anfang sind die Veränderung stark und schnell.
Dh. wenn man nicht aufpasst kann man innerhalb eines halben Jahres gleich (mindestens) einen neuen Satz Pfeile kaufen. Bei einem Stückpreis von ca. 6 Euro aufwärts ist das ein erheblicher Teil der Startkosten. Mit den alten Pfeilen kann man eigentlich nichts mehr anfangen.
Das kann man verhindern, indem man
- etwas(!) zu steife Pfeile kauft (der Händler, weiß was damit gemeint ist).
- Etwas zu lange Pfeile kauft (10 bis max. 15cm zu lang)
- Pfeile mit Schraubspitzen kauft und sie zu Anfang mit recht schweren Spitzen (120 Grain und mehr) bestückt.
Alle diese Maßnahmen erlauben es, den Pfeil eine ganze Zeit lang den immer stärker werdenden Bogen anzupassen. Im Idealfall schießt man die gleichen Pfeile auch später mit seinem eigenen Bogen noch Jahrelang weiter.
zu1.: von den drei die schlechteste Option. Sollte nur in Kombination mit 2. und 3. gewählt werden. Außerdem sollten die Pfeile dann große (echte) Federn (mind. 3 bis 4 Zoll Länge) haben.
zu 2.: Die Pfeile können durch Kürzen an einen stärkeren Bogen angepasst werden. Das erfordert aber insb. bei Carbon-Pfeilen entsprechendes Werkzeug, Zeit und Erfahrung.
zu 3. Durch Austausch der Schraubspitzen kann der Pfeil sehr einfach bei einem Wurfarmwechsel auf die neue Bogenstärke angepasst werden. Allerdings gibt es Pfeile mit Schraubspitzen erst ab einer gewissen Steifigkeit, die für einen Anfängerbogen dann noch zu steif sind (siehe hier Option 1!) Pfeile mit Schraubspitzen sind normalerweise auch ein Stück teurer. Können aber aber auch viel länger genutzt werden.
Alle drei Optionen kann man natürlich auch kombinieren.
Noch zu den Preisen:
Einfachste Pfeile die man ernsthaft schießen kann, kosten etwa ab 6-7 Euro das Stück. Pfeile mit Schraubspitzen und großen (Natur)federn kosten vielleicht ab 2 Euro mehr. Der Knackpunkt ist an dieser Stelle vielleicht gar nicht so sehr der Preisunterschied sondern die Verfügbarkeit von Pfeilen, die für schwache Anfängerbögen geeignet sind.
Es gibt für einen Beginner also zwei Philosophien beim Pfeilekauf: Erstmal einfache und billige Pfeile kaufen und erst später, wenn man es besser kann, bessere Pfeile holen. Dann ist auch die Wahrscheinlichkeit für einen Pfeilverlust durch Fehlschuss nicht mehr so groß. Langfristig ist diese Option normalerweise aber deutlich teurer und produziert Abfall.
Oder man investiert gleich zu Beginn in bessere Pfeile mit einer Schraubspitze und längeren (echten) Federn, die vielleicht zu Beginn etwas zu lang und/oder zu steif sind, dafür aber an die zukünftige Entwicklung des Bogens und des Schützen anpassbar sind.
Der Händler möchte meist sehr gerne die erste Alternative durchziehen. An der Stelle muss man gerade als Anfänger etwas dickköpfig sein und sagen, dass man lieber Pfeile bevorzugen würde, die Naturfedern und eine Schraubspitze haben, auch wenn sie zunächst eine verhältnismäßig schwere Spitze haben und etwas zu lang geraten und vielleicht sogar immer noch (etwas!) zu steif sind. Der Händler wird sie dann entsprechend konfektionieren, dass sie auch zu einem schwachen Anfängerbogen (halbwegs) passen.
Nachteil dieser zweiten Option ist, dass jeder Pfeilverlust natürlich jetzt etwas teurer wird. Außerdem fliegen die dann etwas schweren Pfeile etwas langsamer, was die Reichweite etwas einschränkt. Ein Anfänger schießt zu Beginn aber eh erst auf nahe Ziele und der langsame Flug fördert sogar das Zielen lernen (mit einem schnellen Pfeil ist es einfacher zu treffen).
Bogenfachgeschäfte
Hier in der Region gibt es mehrere Bogenfachgeschäfte. Gute Erfahrungen habe ich mit Bogensport Rhein Main gemacht. Große Auswahl und sehr gute Beratung. Man macht dort einen Termin für eine Anfängerausrüstung inkl. Leihbogen. Dann werden einem Bogen und Pfeile passend konfektioniert. Allerdings muss man hier wegen der Pfeilproblematik schon mal einen gewissen Widerstand überwinden.
Zu Beginn Online etwas zu bestellen kann eigentlich nur in die Hose gehen. Später, wenn man weiß, was man will und braucht, ist das aber durchaus eine Option.
In den Kommentaren können gerne weitere Fragen gestellt werden, ich werde sie dann im Text ergänzen bzw. in einem Antwort-Kommentar darauf eingehen.